Servitengasse: Brunch bis zur Sperrstunde

Wir starten an Wochenenden oder im Urlaub gern langsam und gemütlich in den Tag. Optimale Voraussetzungen haben wir insofern in der Servitengasse am Wiener Alsergrund vorgefunden. Auf knapp 200 Metern Länge reihen sich hier Weinbar und Café an Feinkostladen und Gourmetrestaurant. Ein gemütlicher Brunch am Samstagvormittag dauert hier schnell einmal bis zur Sperrstunde. Das sind unsere ganz persönlichen Highlights:

# Frühstück

Starten lässt sich so ein Chill-out-Tag zum Beispiel mit dem „Uovo Nel Bicchiere“-Frühstück um 6,90€ im Mercato & Ristorante Eatalia (weiches Ei im Glas, Prosciutto Crudo, Rucola, Trüffelöl und hausgebackenes Brot). Ana Winter und ihr Team servieren aber auch Antipasti, Meeresfrüchte, hausgemachte Pasta, Kaffee sowie Wein aus Kalabrien und Apulien. Die italienischen Delikatessen stammen allesamt aus kleinen Betrieben.

Glück ist nötig, um in La Mercerie einen Tisch zu ergattern. Gregory Couillard bietet in seiner Bäckerei und Patisserie neben Klassikern wie Baguette, Croissants, Eclairs und Religieuse, Frühstück, Suppen, Beef Tatar und diverse Planchettes an. Dazu gibt’s Bordeaux Grand Cru um wohlfeile 6,90€ das Glas. Reservieren kann man hier ebenso wenig wie mit Kreditkarte zahlen. Couillard, der früher in 200 Lederwaren-Shops 1300 Mitarbeiter beschäftigte, verzichtete bewusst auf Website und Telefon. Er wollte „was Kleines für die Leute in der Nachbarschaft“. Dass das Lokal, dessen Name auf die original Drogeriemarkt-Einrichtung von 1904 zurückgeht, zunehmend von Touristen geschätzt wird, war keine Absicht. Daran sind die Reiseführer schuld, in denen „La Mercerie“ Erwähnung fand.

Fans von Confiserie und Patisserie kommen auch in der renommierten Konditorei Bürger (im wahrsten Sinne) auf ihre Rechnung. Die hausgemachten Strudel, Plunder und Croissants, Torten und Kuchen haben eine treue Fan-Gemeinde.

Zwar nicht unmittelbar in der Servitengasse, aber in unmittelbarer Nähe liegt das schicke kleine Café Naschsalon, in dem man sehr nett (und auch ohne vorherige Reservierung) in den Tag starten kann. Inhaberin Astrid Karpf verwöhnt hier mit allergenfreier Patisserie und bis 14 Uhr mit hausgemachten Frühstücksvariationen, darunter diverse Ei-Gerichte, Lachs-Bagel oder vegane Bowls.

# Damenspitz

Der Weg zum ersten Achtl führt uns zu Gerald König, der europäische Spezialitäten in die Auslage seines Delikatessenladens legt. Salami aus der Toskana, portugiesische Fischpasteten und Nussdorfer Kuchlbräu gibt es hier ebenso wie französischen Käse, „Roger Manceaux“-Champagner, Rosé-Wein aus der Provence und Grünen Veltliner aus Hohenruppersdorf. Mittwochs bis samstags serviert König frische Austern, donnerstags Beef Tatar und freitags Thunfisch-, Lachs- oder Marlin-Tatar. Natürlich können die Weine nicht nur mitgenommen, sondern um 3,20 bis 5,90€ auch vor Ort genossen werden.

Auf der anderen Straßenseite ist das Edelschimmel nicht bloß für Käse-Aficionados ein Anziehungspunkt. Die Stammkunden von Betreiber Klaus Gassner stellen sich für Käse aus Österreich, Frankreich, Italien und Belgien sowie für frisches Brot aus der Dampfbäckerei Öfferl an. In den Kühlvitrinen warten aber auch rund 70 Weine auf den Verkauf. Zehn davon werden an kleinen Tischchen für 3,70 bis 7,90€ offen ausgeschenkt. International gemischte Käseplatten kosten ab 9.90€, davon abgesehen gibt’s Kleinigkeiten wie 36 Monate gereiften Rohschinken (7,50€) oder Bio-Sauerrahm mit Vanillehonig und Walnuss (4,20€).

# Feinspitz

Sehr gut essen kann man bei Elisabeth Sattlegger, die im Restaurant Die Serviette als Köchin (mit Shiatsu-Ausbildung) und Mädchen für alles fungiert. Groß ist das Lokal, in dem Sattlegger international interpretierte Hausmannskost sowie so manches Rezept ihres Lebensgefährten Siegfried Immervoll kredenzt, zwar wirklich nicht – es hat nur 20 Sitzplätze. Für romantische Dinner-Dates bietet es aber den geeigneten Rahmen. Reservierungen sind ratsam – andernfalls bittet einen die Gastgeberin, später wiederzukommen. Im Sommer gibt es einen Schanigarten.

Wer es gern exotischer hat, dürfte im Kiang Wine & Dine gut aufgehoben sein. Im spartanisch eingerichteten kleinen Restaurant werden von Dienstag bis Samstag Tapas der etwas anderen Art serviert. Die sind mit 5,80€ aufwärts zwar nicht ganz billig, punkto Geschmack gehört für uns das Lokal aber zu den besten Asia-Adressen Wiens. Besonders gut geschmeckt haben uns Xianbing – gebratene Burger mit Lammfleischfülle, der chinesische Burger mit geschmortem Schweinebauch, Jungzwiebeln und Koriander oder das Bang Bang Huhn auf Gurkenstreifen mit Sesam-Chili-Dressing. Für Mutige gäbe es auch „Challenging“-Gerichte: Etwa ein 100-jähriges Ei, pikanten Schweinsohrensalat oder pikant geschmortes Hühnerherz und Magen – wir geben aber zu, dass wir dieses Kapitel auf der Karte übersprungen und gleich zum Kapitel Wein weitergeblättert haben. Hier besonders zu empfehlen: Der Grüne Veltliner „Katharina“ von Jo Bauer.

Traditionelle italienische Küche bietet die Pizzeria Scala, aus der wir abends hin und wieder Pizzen abholen. Empfehlen würden wir zudem die Pasta-Variationen, zum Beispiel Linguine puttanesca mit Oliven, Kapern und Sardellen (12,90€). Für italienische Spezialitäten und Antipasti zum Mitnachhausenehmen ist aber auch La Pasteria ein paar Meter weiter bekannt. Hier ist man nicht zuletzt stolz auf die umfangreiche Weinkarte. Beim Servitenwirt auf der anderen Straßenseite steht dagegen bodenständige Wiener Küche auf dem Programm.

Apropos: Gut einkehren lässt es sich auch in der Berggasse ums Eck. Im sehr gut besuchten Gasthaus Rebhuhn zum Beispiel, wo ebenso modern inspirierte Hausmannskost auf der Karte steht wie im motiWirt!n-Beisl ein paar Meter weiter oben.

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