Martini im Boxwood: Das erste Gansl macht Lust auf mehr

Endlich ist wieder Gansl-Saison. Und endlich wieder eine echte. Nach der Lockdown-bedingten Einsamkeit im Vorjahr tut es gut, Martinigansl, Kraut und Knödel wieder in Gesellschaft genießen zu dürfen (auch wenn uns so manches Eat@Home-Gansl durchaus überzeugt hat). Punkto Atmosphäre haben wir uns zum Auftakt für einen gediegenen Rahmen entschieden: Das Boxwood in der Wiener Innenstadt. Und eins vorweg: Es war die richtige Entscheidung.

Das Menü

Im Rahmen der Wiener Herbstgenusswoche werden Drei-Gänge-Menüs in angesagten Hauben-Lokalen zu erschwinglichen Preisen angeboten. Wir haben die Aktion genützt und mit unserer kleinen Tochter im Boxwood reserviert. Allein schon, weil uns beim Lesen der Speisekarte das Wasser im Mund zusammengelaufen ist.

Als Vorspeise wurden auf einer Etagere geräucherte Ganslbrust mit Roter Rübe, Wilderdapfel und Brunnenkresse, Dreierlei von der Gänseleber sowie eine Ganslpraline mit Kürbistatar und Wurzelspeck kredenzt. Wie im Boxwood üblich in der Tischmitte zum Teilen.

Der Star des Abends, die halbe Waldviertler Weidegans, kam dann mit hausgemachten Erdäpfelknödeln und Quittenrotkraut. Wobei uns vor allem Letzteres restlos begeistert hat. Aber auch das Gansl selbst war eines der besten der vergangenen Jahre. Knusprige Haut und zartes Fleisch, das bei Berührung mit der Gabel ganz leicht vom Knochen glitt.

Nicht, dass wir noch Hunger gehabt hätten. Von der Dessert-Etagere mit Schokoladentarte samt Zwetschke, Panna Cotta von der Tonkabohne mit Apfelchutney und Sorbet sowie Passionsfrucht-Tiramisu mit Mango haben wir trotzdem nichts übrig gelassen. Wie alles an diesem Abend waren auch die Nachspeise-Variationen ein Gedicht.

Das Restaurant

Wir kannten das Boxwood in der Grashofgasse 1 bereits als Brunch-Lokal. Im gemütlich-modern eingerichteten Restaurant überzeugt Betreiber Benjamin Buxbaum mit neu interpretierten österreichischen shared menus – sowohl punkto Qualität als auch punkto Optik. Das schummrige Licht am Abend macht das Boxwood zudem zu einer Empfehlung für romantische Dinner-Dates. Ein Vorteil, wenn man wie wir mit Kind kommt, ist der Umstand, dass es keine Tischdecken gibt.

Ausgesprochen günstig ist das Innenstadt-Lokal zwar nicht. Der Preis für das Shared-Gansl-Menü für zwei beträgt 44,50 Euro pro Person und fürs Gedeck legt man noch einmal je drei Euro hin. Für ein Dinner auf Top-Niveau bezahlt man in der Wiener Spitzengastronomie vielerorts aber mehr.

Die Herbstgenusswoche ist zwar schon abgelaufen. Das dreigängige Gansl-Menü kann im Boxwood aber auch a la Carte bestellt werden.

Das Service

Mindestens ebenso überzeugt wie das Gansl-Menü selbst hat uns im Boxwood das Personal. Als wir das Restaurant mit unserem Kinderwagen betraten, zeigte man uns erst einen geeigneten „Parkplatz“, bevor wir zu unserem Tisch geführt wurden. Dort wartete bereits der vorbestellte Kindersitz (leider keine Selbstverständlichkeit wie wir jüngst anderswo feststellen mussten). Und genau wie uns nahm die Kellnerin auch unserer 17 Monate alten Tochter zuvorkommend die Jacke ab.

Aber auch während des Essens war das Personal sehr aufmerksam: Etwa wurden heiße Teller und Kerzen außerhalb der Reichweite unserer Kleinen platziert. Zudem hatte man uns einen Tisch in einer Nische ausgesucht, wodurch sie von der restlichen Geräuschkulisse im gut besuchten Lokal weitgehend ungestört blieb. Und wohl auch umgekehrt. 😉

Unsere Gansl-Highlights

Klar ist: Das Martinigansl im Boxwood wird heuer nicht unser letztes Gansl bleiben. Abgesehen von unseren Top-5-Favoriten, gibt es in Wien etliche andere interessante Adressen für Gansl-Fans. Zum Beispiel das Handwerk Restaurant im Arcotel Wimberger, das wir voriges Jahr punkto Takeaway getestet haben. Vielleicht wird’s aber auch etwas ganz Neues. Wir werden berichten.

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