Insel-Wochen im Jamas: Griechische Küche fast ohne Klischees

Griechische Restaurants gibt es Wien viele. Um sich von der Masse abzuheben, ist nicht nur kulinarisches Können gefragt. Sondern auch Kreativität. Und die kann man Jamas-Betreiber Georgios Lithadiotis nicht absprechen. Mit speziellen Themen-Wochen versucht er, das Lokal in der Favoritenstraße nach Corona wieder voll zu bekommen. In den vergangenen beiden Wochen stand etwa griechisch-österreichische Fusionsküche auf dem Programm. Und ab 23. Juni macht das Jamas für zwei Wochen kulinarische Werbung für die Insel Kreta. Auf Einladung durften wir uns durch die aktuelle Karte kosten. Hier unser – durchwegs positives – Resümee.

# Österreich trifft Griechenland

Im Rahmen der österreichisch-griechischen Wochen konnten die Gäste des Jamas zwischen drei Menüs wählen. Als Vorspeise servierte Lithadiotis jeweils eine bodenständige Frittatensuppe, die genauso gut aus Omas Küche hätten kommen können. Und als Dessert gab’s Palatschinke mit Grießpuddingcreme-Füllung und Schokosauce. Letztere war uns ein bisschen zu üppig – aber das ist natürlich Geschmackssache.

Bei den drei verschiedenen Hauptgerichten lautete das Motto jedenfalls: Der Hauptteil entstammt der griechischen Küche, die Beilage der österreichischen. Eine Kombination, die unserer Meinung nach, gut funktioniert hat.

Besonders gelungen fanden wir den Mix aus Moshari Kokkinisto – griechischem Rindsgulasch – und Semmelknödel. Das Fleisch zerfiel auf der Gabel, so wie es sein soll. Und das süßlich-würzige Gulasch auf Karotten-, Paradeiser- und Zwiebelbasis harmonierte perfekt mit dem Knödel. Ebenfalls sehr gut fanden wir das gegrillte Branzinofilet auf Linsen mit Speck, Rosinen und Jungzwiebel. Etwas zu tomatig war für unseren Geschmack Menüvariante drei: Die Suzukakia-Fleischbällchen auf Kartoffelpüree.

Das Rindsgulasch (mit Reis oder Spaghetti um 13,50€) gibt’s wie das Branzinofilet (im Original mit Rote-Rüben-Püree zubereitet, 16,80€) aber auch auf der herkömmlichen Jamas-Speisekarte.

# Kretische Wochen

Ab 23. Juni widmet sich Georgios Lithadiotis für zwei Wochen der kretischen Küche. Zur Wahl stehen dann zwei Drei-Gang-Menüs für jeweils 24 Euro. Dabei können die Gäste aus mehreren Vorspeisen wählen: Aus Linsensuppe mit Orange, Graviera Saganaki – ein kretischer Schafkäse aus der Pfanne – oder Dakos. Das ist eine Art Bruscetta mit geriebenen Paradeisern, Feta, Oliven, Olivenöl, Oregano – und nicht zu vergessen Kritama. Der frisch-würzige eingelegte Meerfenchel wird auf Kreta gern zum Wein serviert.

Beim Hauptgang wird man sich zwischen Gamobilafo und Tsigariasto entscheiden können. Ersteres ist ein traditionelles Hochzeitsgericht auf Kreta: Gekochtes Lammfleisch mit griechischem Risotto-Reis. Zweiteres ist Lammfleisch mit Rosmarin-Erdäpfeln aus dem Ofen.

Als Dessert kündigt der Wirt Kalitsounia – Teigtaschen gefüllt mit ungesalzenem Frischkäse und Honig – an. Die Zutaten, versichert Lithadiotis, kämen zum größten Teil tatsächlich aus Kreta. Als kleine Draufgabe bekommen die Gäste während der kretischen Wochen zudem ein Stamperl Rakomelo aufs Haus. Uns war der griechische Verdauungsschnaps, der dank Zimt, Nelken und Honig wie Apfelkompott riecht, zwar neu. Wir könnten uns aber dran gewöhnen.

Im Anschluss an die kretischen Wochen stehen im Jamas dann die Regionalküchen anderer griechischer Inseln im Fokus. Eine davon soll Skopelos sein. Vom Eiland, auf dem der Musical-Film „Mamma Mia“ gedreht wurde, sollen unter anderem die besten Zwetschken Griechenlands kommen, erzählt uns der Jamas-Chef.

# Resümee

Was uns gut gefallen hat, ist dass man im Jamas von Griechenland-Klischees weitgehend verschont bleibt. Von leiser griechischer Schlagermusik und ein paar kitschigen Peloponnes-Bildern an den Wänden einmal abgesehen, merkt man eigentlich nicht, dass man in einem griechischen Restaurant sitzt. Das relativ schummrige Lokal direkt neben der U1-Station Troststraße würde punkto Interieur auch als normales Wirtshaus durchgehen. Ein großer Pluspunkt ist zudem das sehr aufmerksame und bemühte Personal. Und wer Fragen zur griechischen Küche hat, ist bei Georgios Lithadiotis defintiv an der richtigen Stelle. Der Mann ist ein kulinarisches Lexikon und liebt, was er tut.

Wir können das Jamas mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Vor allem, weil dem Gast hier nachdrücklich vor Augen geführt wird, dass die griechische Küche nicht bloß aus Souvlaki, Mousaka und Tzatziki besteht (wobei die beliebten Gerichte natürlich ebenfalls auf der Karte stehen).

Eines Besseren belehrt wurden wir übrigens auch punkto Wein. Wer sich unter griechischem Wein ausschließlich geharzten Retsina vorstellt, hat nämlich keine Ahnung. Der „Biblia Chora“ von Santorin, eine trockene säurebetonte Cuvee aus Sauvignon Blanc und der autochthonen Sorte Assyrtiko, dürfte zum Beispiel auch Fans steirischer Weine gut schmecken.

In diesem Sinne: Kali Orexi (Guten Appetit) & Jamas (Zum Wohl)!!

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